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: Wer bin ich?

Eine Frage, die sich in diesen Zeiten wohl nicht nur einige Schülerinnen der 7. Klasse stellen. Während des Lockdowns beschäftigten sich die Mädchen im Religionsunterricht mit ihrem Selbst- und Fremdbild, ihren Stärken und Schwächen, Hoffnungen und (Lebens-)Zielen. Auch Dietrich Bonhoeffers Gedicht „Wer bin ich“ (1944) war Unterrichtsgegenstand und diente den Schülerinnen als Vorlage für ihr eigenes Gedicht am Ende der Unterrichtsreihe. Entstanden sind sehr persönliche und berührende Texte, die die Schülerinnen gerne mit anderen teilen wollten, die sich in den ein oder anderen Zeilen vielleicht wiederfinden können. Drei Gedichte präsentieren wir auch hier…

Laura Stumpf

Wer bin ich?

Wer bin ich? Sie denken nicht nach,
und sagen nur schnell,
ich sei fröhlich und aufgeschlossen,
aber mein wahres Ich ist für jeden verschlossen.

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich sei ein wenig aufdringlich,
jedoch auch extrovertiert und würde,
wenn jemand Hilfe braucht, ihm helfen.

Aber trotzdem, was die anderen sagen,
ich selbst finde nicht, dass ich so bin.
Denken tue ich, ich sei arrogant, herablassend und zu ernst,
denn ich sehe immer nur das, was schlecht ist und nicht, was gut.
Vielleicht ist es auch mein fehlender Mut?

Was bringt es mir, wenn ich nicht nachvollziehen kann, was andere fühlen?
Ohne es zu wissen, verletze ich Gefühle anderer,
da ich bestimmte Dinge selbst nicht als schlimm interpretiere.

Ich lege so viel Wert darauf, was andere über mich denken,
dass ich mich verstelle und anders bin.
Deshalb weiß ich nicht, wer ich wirklich bin.

Wer bin ich? Die, welche andere kennen?
Oder diejenige, für die ich mich halte?
Wer bin ich nun wirklich?

Ich habe mich selbst verloren und weiß es nicht.
Aber wer ich bin, das weißt du, oh Herr.

MP

Meine Farben

In welchen Farben sehe ich mich?

Sehen mich andere Menschen in anderen Farben?

Bin ich wirklich ich?

Was sind meine besonderen Gaben?

 

Manchmal sehe ich mich grau.

Klein fühle ich mich dann.

In Wahrheit trage ich aber blau.

Auch rot, gelb und grün, dann und wann.

 

Wie andere mich sehen ist mir einerlei.

Ich bin wie ich bin

Und es bleibt dabei.

Schaut ihr auch nicht hin.

 

Ich weiß genau, was ich kann!

Auch meine Schwächen kenn ich!

Mach mich an verborgene Stärken ran.

Und wie siehst du mich?

 

AC

Wer bin ich?

Wer bin ich? Wenn ich jemanden frage,
was er über mich denkt, kommt meistens
die Antwort mit dem glücklichen und
verspielten Mädchen, das immer lächelt.

Wer bin ich? Sie sagen zu mir,
ich sehe gelassen aus,
ich kann immer lächeln
und bin verspielt.

Wer bin ich? Ich sehe, dass sie in mir
ein verstreutes Kind sehen.
Eine Person, die, wenn man an sie denkt,
lächeln muss.
Eine Person, die sich um kaum etwas
Sorgen zu machen scheint.
Vielleicht eine Person, die mit ihrem Geist nicht in der richtigen Welt ist.

Doch bin ich das wirklich, bin ich die Person, die immer
lächelnd durchs Leben geht, ohne Last oder Sorgen?
Oder bin ich einfach eine neue Marionette des Lebens,
die mal wieder Spielchen zu spielen scheint?

Oder bin ich nur das kleine verängstigte Mädchen,
das sich in einem verwüsteten, dunklen Raum wiederfindet?
Schreiend nach Hilfe, verängstigt in der Dunkelheit,
am Verstecken vor den Schatten, die sie jagen,
eine Person, die das Alleinsein fürchtet, aber die Masse meidet,
in einem Flur voller Türen auf eine Treppe hofft.

Wer bin ich? Bin ich wirklich
dieselbe Person, die im Spiegel vor mir abgebildet ist?
Oder bin ich eine weitere Person,
die einen Kampf gegen sich selbst führt,
ein Kampf ohne Hoffnung auf einen Sieger.

Wer bin ich? Bin ich die Person,
die auf dieser Erde läuft oder doch die, die
in der Unterwelt gegen Monster kämpft,
die auf Drachen fliegt und ihre Stärke unter Beweis stellt,
die mit einem breiten Lächeln im Gesicht sich jeder Gefahr stellt
und mit Freunden jedes noch so große Problem löst.

Wer bin ich? Es gibt nur noch eine Frage zu klären: Wer bin ich?
Bin ich nun das eine oder das andere Ich?
Oder bin ich vielleicht doch jemand anderes?

Ich bin ich weder das eine noch das andere Ich,
Ich bin alle zugleich und doch bin ich keins.
Ich bin einfach ich, ich muss niemand sein.
Denn andere machen mich zu dem, was ich bin.
Mal hilflos und allein mit einer zerbrochenen Maske, die zum Schutz diente.
Und mal ein positives, lautes Kind, das zu seinem Lieblingssong tanzt.
Was mit großartigen Menschen macht
und das Schwarze und Weiße im Leben mit bunten Farben übermalt.
Ich werde von dem geformt, was ich liebe.
Ich werde immer das Kalte und Dunkle in mir tragen,
aber auch das Warme und Bunte.

JW